Was ist Stadt im Fluss?

Das Kulturfestival Stadt im Fluss findet alle drei Jahre in Esslingen am Neckar statt. Es gilt als das identitätsstiftende Projekt der umfassenden städtischen Kultur- und Kunstszene und wird vom Kulturamt federführend durchgeführt.

Das Festival ist Präsentationsfläche, Inspirationsmoment und Netzwerkevent. Impulse von außerhalb bringen neue Themen, innovative Formate, aber vor allem neue Denkanstöße in die Stadt und erwirken damit ein nachhaltiges Echo in der lokalen Kultur- und Kunstszene.

Die Verankerung mit der Bürgerschaft ist Kernelement des Festivals, denn Kunst wird darin nicht als Selbstzweck, sondern als Kommunikations-, Identitäts- und Verwirklichungsmittel für eine diverse Gesellschaft wahrgenommen.

Die Ermöglichung von kultureller Teilhabe und die Einbeziehung einer breiten Masse von Esslinger:innen als involvierte Akteure und Besucherinnen und Besucher sind zentrale Motivationen jeder Ausgabe.

Foto des Rossneckars am Kesselwasen, im Wasser zu sehen ist das Kunstwerk "wreck" von Bertl Zagst, ein Bootsgerippe aus Stahl

Rückblick

2021: ATLANTIS

Was wäre, wenn Esslingen am Neckar in der Krise untergeht, unter einer Flutwelle verschwindet (im übertragenen Sinne)? Was bleibt, wenn vieles fortgespült ist und sich alles neu entwickeln und definieren muss?

Bei Stadt im Fluss: ATLANTIS ging es 2021 um Zukunftsvisionen: Die Esslinger Kulturszene setzte sich mit gesellschaftsrelevanten Fragen wie »Wer wollen wir sein?« und »Wie wollen wir leben?« auseinander und führte am Festivalwochenende vielfältige kreative Projekte rund um Themen wie Utopie, Fiktion, Zukunft, Umwelt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung auf. Dabei lieferte der sagenhafte Mythos um Atlantis eine bildliche Spielwiese für das künstlerische Konzept des Festivals.

Straßentheaterproduktionen, inszenierte Führungen, Chorkonzerte, künstlerische Interventionen, Performances im Stadtraum und viele weitere kreative Aktionen luden zum Staunen, Erleben und Genießen ein. Die Besucher:innen konnten sich aus 180 Einzelterminen ein individuelles Programm zusammenstellen. Während tagsüber der Innenstadtraum bespielt wurde, ging es am Abend in ausgewählten Kultureinrichtungen weiter. Auch nicht-künstlerische Akteur:innen wurden thematisch mit eingebunden und durch niederschwellige Angebote konnten neue Zielgruppen erschlossen und die Diversität der Stadtgesellschaft dargestellt werden.

Ein vielfältiges Kinderprogramm und die Kooperation mit dem KOMMA – Jugend und Kultur holte jüngere Generationen des Kulturpublikums „mit ins Boot“. So konnten sowohl der Kreis der Akteur:innen als auch der des Publikums deutlich verjüngt und breiter aufgestellt werden. Mit der App »Atlantis« wurde erstmals bei Stadt im Fluss auch der digitale Raum erobert.

Eine besondere Herausforderung war 2021 die Corona-Pandemie: Zu vielen Aktionen musste sich das Publikum anmelden, um Kapazitäten nicht zu überschreiten und Warteschlangen zu vermeiden. Das hervorragende Wetter und die allgemein positive Stimmung trugen jedoch dazu bei, dass Unannehmlichkeiten wie das Erfassen von Kontaktdaten und das Überprüfen von 3G-Nachweisen gerne zugunsten des Kulturerlebnisses in Kauf genommen wurden.

2018: Stadt der Frauen*

Im Rahmen von Stadt im Fluss 2018 wurde das Gründungsfestival Stadt der Frauen* gefeiert. Künstler:innen, Esslinger Bürger:innen und Kultureinrichtungen besetzten Altes Rathaus, Rathausplatz und Marktplatz mit ihren Ideen zu einer idealen Stadtgesellschaft und zur Umverteilung von Privilegien.

Spielerisch setzte das Festival an drei Tagen eine offene, gleichberechtigte und  inklusive Gesellschaftsutopie um. Das Kulturfest folgte dabei einer Gesamtdramaturgie, die alle der mehr als 60 Einzelveranstaltungen strukturierte.

In Kooperation mit dem Theater Rampe war das Wochenende geprägt von Performances, Konzerten, Versammlungen, Chören, Workshops, Stadtspiel, Partys und viele weiteren künstlerischen Aktionen.

Eingebunden waren wie in den vergangenen Festivals rund 200 Mitwirkende aus Esslingen: Bürger:innen und Künstler:innen aus etwa 35 Vereinen, Kultureinrichtungen und Institutionen aus Esslingen sowie Einzelpersonen. Sie kamen zusammen mit Künstler:innen und Aktivist:innen aus der Region und weit darüber hinaus.

* Die Stadt der Frauen* wurde initiiert von Frauen, und ihre Protagonistinnen sind mehrheitlich Frauen*. Mit * sprechen wir den weiblichen Anteil aller an – Herkunft, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, Körpernormen, Klasse, Behinderung etc. sind egal. Alle sind willkommen: Männer und Kinder, Cis-Frauen und Transpersonen, genderqueer, Queens und Butches, able-bodied Menschen und Hermaphroditen oder Nixen, people of colour und Privilegierte.

2015: theaterräume, kunsträume, kulturräume

Das Motto des Kulturfests stadt im fluss 2015 war „Die unsichtbare Stadt“. Welche Wirklichkeiten und Lebenswelten verbinden und trennen uns? Wer lebt hier? Wer oder was bleibt oft verborgen? Wie riecht, schmeckt oder klingt Esslingen? Wie fühlt es sich an? Die zahlreichen Perspektiven auf Esslingens sichtbar zu machen, die Stadt der Jungen und Alten, der Künstler:innen und Ingenieur:innen, der viele Religionen, der Alteingesessenen und der Migrant:innen zu einem Mosaikbild zusammenzufügen, war das Ziel.

Die theaterräume warfen spielerische Schlaglichter auf das Leben in der Stadt in sechs festen Theaterstationen und drei mobile Theater-Trips.  

In den kulturräumen präsentierte sich die Esslinger Kulturszene vielfältig, überraschen, lebendig.

In den kunsträumen positionierten sich sieben Esslinger Künstler:innen mit fünf Werken im öffentlichen Raum.

2012: kulturräume - stadtreflektionen - kunstprojekte​

Die ambitionierte Kulturszene in der Stadt bespielte mit ausgewählten Programmen die kulturräume, entweder in ihren eigenen Standorten, oder sie ist mit einem profilierten Angebot zu Gast an neuen, oft auch unbekannten Orten in der Stadt.

Zum spielerischen Nachdenken über das Leben in der Stadt regten die stadtreflektionen an. Die Inszenierung befragte den Stadtentwicklungsprozess ES 2027 künstlerisch. Das Regieteam hatte aus Interviews mit Esslinger Bürger:innen Szenen entwickelt, mit denen von mehr als 200 Schauspieler:innen, Sänger:innen, Esslinger Chöre und Musikvereine Esslinger Brücken bespielt wurden.

Brücken schlagen, die Sinne verzaubern … in der Programmlinie kunstprojekte positionierten sich 11 Esslinger Künstler:innen mit eigens neu entstandenen Arbeiten im öffentlichen Raum und schafften prägnante Verbindungen.

2009: stadtinszenierung​

Nach dem Erfolg der "stadtoper" entwickelte der damalige Kulturreferent Dr. Peter Kastner das Konzept weiter.

Außensicht und Binnenschau auf die Stadt Esslingen am Neckar markieren seine inhaltlichen Überlegungen. Deutschsprachige Literaten sollten der Stadt einen Text auf den Leib schreiben und Komponist:innen, die die Stadt gut kennen und "von hier sind" diesen Text in Musik umsetzen.

Zusammen mit übernommenen Bausteinen wie der Einbindung der Esslinger Musikszene und dem Inszenieren von Plätzen und ungewohnten Orten verband das Konzept Neues und Altes miteinander.

2007: stadtoper​

Die Komponistin Susanne Hinkelbein entwickelte mit ihrer "stadtoper" ein musikalisch-theatrales Konzept, das in der Regie von Solvejg Bauer zu verzaubern wusste.

Chöre, Solisten und Schauspieler:innen, Musikvereine und Musikgruppen – ca. 300 Beteiligte aus Esslingen sangen und spielten die Esslinger "stadtoper".

Das Publikum schlenderte von Station zu Station und schuf sich dabei seine eigene Oper. Zwölf Geschichten spannten ein Netz über die Stadt, das sich wie ein akustischer Stadtplan entfaltete. Musik und Spiel verbanden sich in der Inszenierung von Solvejg Bauer und der Ausstattung von Karin von Kries zu einer musikalischen Stadtinstallation.

2005: wasserreflexionen​

Für das erste Kulturfestival realisierte der polnische Künstler und Kantor-Protagonist Andrzej Welminski gemeinsam mit Schauspieler:innen der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB) mit der "Hydromaschinen Prozession" ein Projekt im Grenzbereich von Bildender Kunst und Theater.

Diese Performance bildete mit der Idee eines eigenen, künstlerischen Projektes so etwas wie eine Keimzelle des Kulturfestivals "stadt im fluss".